Bau und StreckeneröffnungDie eingleisige 67,9 Kilometer lange „Lahn-Kinzig-Bahn“ baute die Oberhessische Eisenbahn-Gesellschaft in vier Teilabschnitten. Ranstadt lag im dritten Bauabschnitt, der am 30. Oktober 1870 in Betrieb ging. Die Gesamtstrecke wurde am 30. November 1870 eröffnet.
Das Empfangsgebäude Ranstadt
Der traufenständige, zweistöckige Backsteinbau mit Satteldach auf L-förmigem Grundriss entstand 1870 nördlich, außerhalb der Ortsmitte. Das Gebäude verfügte über Segmentbogenfenster und Türen im Erdgeschoss und Rechteckfenster im Obergeschoss. Im Erdgeschoss gab es einen Warteraum mit Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie weitere Diensträume. Im Obergeschoss waren Wohnungen für die Bahnbediensteten entstanden.Der Bahnhof wurde 1906 durch eine neue, etwas südlicher gelegene Betriebsstelle ersetzt. Das zweite Empfangsgebäude1906 wurde der neue Bahnhof in Betrieb genommen. Das traufenständige, zweistöckige Backsteingebäude auf L-förmigen Grundriss mit Satteldach war in der Ortsmitte errichtet worden. Ein einstöckiger Anbau mit Flachdach am Nordgiebel und ein Güterschuppenanbau im Süden ergänzte das Gebäude. Es besaß auf allen Stockwerken Segmentbogenfenster und Türen. Im Erdgeschoss gab es einen Warteraum mit Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie weitere Diensträume. Im Obergeschoss waren Dienstwohnungen entstanden.Ein kleiner separater, einstöckiger Backsteinbau mit Fachwerk im Dachgeschoss und Satteldach entstand nördlich des Stationsgebäudes. Er wurde wahrscheinlich als Abtritt genutzt. Dafür sprechen die beiden Türen und die kleinen seitlichen Segmentbogenfenster.Für den Güterverkehr war der Bahnhof nur eingeschränkt nutzbar, da er keine Kopframpe (OK) besaß. Er gehörte 1938 zur RangklasseIV.Weitere Ausbauten oder Änderungen•Das Stationsgebäude von 1870 ist bis heute erhalten und wird als Wohnhaus genutzt.•1876 wurde die Oberhessische Eisenbahn-Gesellschaft von den Großherzoglich Hessische Staatsbahnen(H. St. E.) übernommen.•Das Stationsgebäude wurde um ein Stockwerk erhöht. Es besitzt Rechteckfenster mit Schlagläden. Der Zeitpunkt des Umbaus ist nicht bekannt.•Nach 2000 verkaufte die Deutsche Bahn AG das Stationsgebäude.•Der neue Eigentümer sanierte das Gebäude.Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Empfangsgebäude ist in einem guten Zustand.
Bilder Ranstadt
Luftaufnahme
Bahnstation Ranstadt
Die Eisenbahn “kam” am 30. Oktober 1870 nach Ranstadt. Also 35 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Ranstadt hatte zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Einwohner (Ende 2016 waren es 5.061 Einwohner).
Ranstadt - Hp - FRANR : 77C2 : SD17-Jul15
Planung und KonzessionAufgrund einer Initiative des Abgeordneten Christian Peter Heldmann wurde bereits 1860 der Bau einer Strecke von Gelnhausen nach Gießen vorgeschlagen. Die Planungen der Strecke begannen 1862. Schwerpunkt war der Güterverkehr. Es wurde mit einer geringen Personenbeförderung gerechnet.Die Hessische Konzession zum Bau und Betrieb vom 4. April 1868 (Hessisches Regierungsblatt Jahrgang 1868 Nr. 22 Seite 602) und Preußische Konzession vom 3. Mai 1869 (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1869 Nr. 38 Seite 692) erging an die Oberhessische Eisenbahn-Gesellschaft.Wegen der Durchführung durch preußisches Gebiet wurde der Vertrag zwischen Preußen und Hessen vom 12. Juni 1868 geschlossen (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1868 Nr. 55 Seite 756 und hessisches Regierungsblatt Jahrgang 1868 Nr. 50 Seite 985).